Entstehung und Sportstätten im Wandel der Zeit

Im Jahre 1912 waren es 26 junge Sportfreunde, die den damaligen Kraft-Sport-Verein Gammelsbach gründeten. An Fußball-heute meist-betriebene Sportart im Verein-dachte man zu dieser Zeit freilich noch nicht.



Die Schwerathletik stand im Vordergrund. Ringen, Gewichtheben und Tauziehen waren die ersten ausgeübten Sportarten. Später gründete der unvergessene Bernhard Labriola eine Rundgewichtriege und einen Spielmannszug.
 
Schon vor Weihnachten 1912 fanden die ersten Vereinsmeisterschaften in der Gastwirtschaft ,,Zur Krone“ statt. Es wurde in einer leichten und in einer schweren Klasse um Meisterehren gekämpft.



Bernhard Labriola gab dem jungen Verein zu jener Zeit die stärksten Impulse, stellte er doch in  Mannheim einen Weltrekord auf; einarmig brachte er 217 Pfund zur Hochstrecke. Unter Profis – die gab es auch damals schon – erreichte er in Darmstadt sogar 280 Pfund. Diese Leistung war geradezu sensationell und die Nachricht hierüber ging durch die gesamte Presse.

Wie genau man in diesen Jahren die Teilnahme an den Übungsstunden und auch an den Versammlungen nahm, geht aus dem Protokollbuch jener Zeit hervor. So lag die Strafe für unentschuldigtes Fernbleiben von Generalversammlungen bei 200 Mark, das ,,Schwänzen“ von Übungsstunden wurden mit 80 Mark Strafe belegt. Allerdings fallen diese Zahlen bereits in die Zeit der Inflation von 1923.

Geübt wurde in der Kegelbahn beim ,,Brückenwirt“, wobei Bernhard Labriola streng darauf achtete, dass seine Stemmer nicht mit Alkohol und Nikotin in Berührung kamen. Bei Missachtung seiner Verordnungen legte er auch mal seine Sünder übers Knie.


Bei Teilnahme an auswärtigen Wettkämpfen wurde meist mit dem Pferdefuhrwerk zum Bahnhof gefahren. Auf der Rückreise, die sich um Mitternacht oder später abspielte, mussten die Sportler am großen Rank absteigen, um die Pferde zu schonen.

Im Jahr 1924 fand die Fahnenweihe statt. Das Gründungsmitglied Jakob Grab aus Amerika machte dieses Fest durch eine großzügige Spende für die Anschaffung einer Vereinsfahne möglich. Die Veranstaltungen wurden im Hof der Kammfabrik Labriola abgehalten.

    

Kulturelle Abende gehörten ebenso zum Vereinsleben wie die sportlichen Veranstaltungen. So wurde an Weihnachten Theater gespielt, an Fasching wurden Maskenbälle abgehalten und Familienabende hoben schon damals das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Der Kraftsportverein entsandte zu den in jener Zeit üblichen Kreis- und Gaufesten immer wieder Sportler, die zum Teil recht beachtliche Preise erringen konnten. So wurde 1930 das Gaufest selbst in Gammelsbach abgehalten. Festplatz war wiederum der große Hof bei der Kammfabrik. Anlässlich der 25 jährigen Bestehens des Kraftsportvereins wurde am 1. Pfingstfeiertag bei Hanst eine große Veranstaltung abgehalten.

Der Sportbetrieb wurde auf diese Weise bis ins Kriegsjahr 1941 aufrecht erhalten.




Nach den Wirren des unseligen Krieges waren es einige Sportfreunde, die den Verein wieder zu neuem Leben erweckten. Anhänger des schönen Fußballsports waren im Begriff, die Gründung eines Fußballclubs vorzunehmen. Glücklicherweise beschloss man, sich mit dem Kraftsportverein 1912 zu vereinigen und gab diesem Zusammenschluss den Namen ,,Sportverein 1912 Gammelsbach e.V.“. Dank der tatkräftigen Mitwirkung von einigen Sportfreunden gelang es, ein Wiesengrundstück zu erwerben, das entwässert und zu einem Sportplatz ausgebaut wurde. Der Chronist entsinnt sich noch ganz genau des Kuriosums, wo auf dem Gammelsbacher Spielfeld nicht nur die Balltreter zu umspielen waren, sondern auch ein Lichtmast, der mitten im Sportgelände stand.

Auch wurde unter Vorsitz von Adam Büchler mit den Planungen für den Bau einer Sporthalle begonnen. Der Verein setzte beim Bau der Halle den größten Meilenstein seiner bisherigen Geschichte. Am 10. Mai 1953 tat man den ersten Spatenstich, am 17. Oktober folgte das Richtfest und ein Jahr darauf konnte die Einweihung gefeiert werden.

Im Dezember 1954 folgte ein großer Sportabend in der neuen Halle unter Mitwirkung von Vereinen aus der Ober- und Unterzent. In der nach-folgenden Zeit fanden in der Sporthalle noch mehrere Veranstaltungen dieser Art statt, wobei Deutsche Meister aus verschiedenen Sportarten teil nahmen. Um die beim Sporthallenbau geschwächten Finanzen des Vereins wieder aufzufrischen, wurden von den Mitgliedern freiwillige Arbeiten verrichtet. So wurden Erdarbeiten für den Wasserleitungsbau ausgeführt und Steine für den Wegebau transportiert.

Am 14.März 1957 verstarb der bis 1954 tätige 1. Vorsitzende Adam Büchler. Unter seinem Vorsitz entstand der Sportplatz und auch die Sporthalle. Ihm zu Ehren findet alljährlich das ,,Adam-Büchler Gedächtnisturnier“ im Fußball statt.

Vom 1. bis 4. Juni 1962 beging der SV 1912 seinen 50sten Geburtstag. Ein Festkommers, ein bunter Abend, sportliche Wettkämpfe, ein Festzug und die Ehrung verdienter Mitglieder gaben diesen Tagen in Gammelsbach ihr Gepräge. Nicht zu vergessen die 33. US-Kapelle aus Heidelberg, die zu diesem Fest mit ihren 45 Mann ein Konzert gab. Außer den in jedem Jahr abgehaltenen Maskenbällen versuchte man es 1966 mit regelrechten Faschings-Prunk-Sitzungen, die mit Vereinen des Hohen Odenwaldes, aus Ludwighafen, Nußloch, Walldürn, Hausen, Gundels-heim, Amorbach, Lauda und Heidelberg erstklassige Faschingsunter-haltung boten.

 

Sorge bereitete zu diesem Zeitpunkt der Vorstand-schaft die fehlende Möglichkeit sich für ein Fußballspiel am Sportplatz umzuziehen und nach dem Spiel zu waschen. Üblich war es entweder bei Wind und Wetter zwischen Sporthalle und Sportplatz zu pendeln oder dies im Freien zu tun. So wurde oftmals vor dem Gasthaus „Zum Odenwald“, besser bekannt unter „Hoschde Kätsche“, an einem Bottich gewaschen. Diese Gaststätte fungierte als Vereinslokal und man erhielt die Möglichkeit seitens des Vereins dort in einem Keller Umkleidekabine und Duschen einzurichten. Der Wirtin brachte es auch Vorteile, da die Gaststätte über keine Waschmöglichkeiten verfügte und sie diese mitbenutzen konnte.

Auch der Sportplatz selbst befand sich in keinem guten Zustand. Große Teile des Spielfeldes waren verwässert, der Boden sauer und deshalb mit Binsen überwachsen. Um einen einwandfreien Spielbetrieb

 

zu gewährleisten, beschloss man den totalen Um- und Ausbau des bisherigen Sportplatzes. Das bedeutete die Höherlegung des Spielfeldes, den Einbau einer Kiesfilter-schicht und einer einwandfrei funktionierende Drainage. Zuvor richtete man in der  Klenge einen Ausweichplatz ein, da man während der Bauphase auf den Spiel-betrieb nicht verzichten wollte.

Ein Pionier-Einheit der US Armee sollte die Erd-bewegung günstig ausführen. Doch zu schwere Baumaschinen und eine im Herbst hereinbrechende Schlechtwetterperiode setzten diesem Vorhaben ein vorzeitiges Ende. In einem Non-Stop-Einsatz über 4 Tage wurden im Juni 1968 die Erdbewegungen durchgeführt. Ein Eberbacher Bauunternehmer war hier mit 5 Geräten zur Stelle und leistete vorbildliche Arbeit. Es würde zu weit führen, wollte man hier alle Firmen aufzählen, die durch ihre Unterstützung den Sportplatzbau ermöglichten. Ebenso können wir auch nicht die vielen freiwilligen Helfer nennen, die in tausenden von Arbeitsstunden der vorbildlichen Sportanlage ihr heutiges Aussehen gaben.

Im Oktober 1969 konnte Richtfest gefeiert werden. Sowohl der Vorstand als auch die Mitglieder des SV 1912, die Gemeindeverwaltung Gammelsbach unter dem damaligen Bürgermeister Kurt Siefert, der Landkreis Erbach, an der Spitze Herr Landrat Gustav Hofmann und das Land Hessen hatten mit ihrer bereitwilligen Unterstützung für einen reibungslosen Ablauf der Arbeiten gesorgt.
Es entstand hier eine Sportstätte auf die die Gammelsbacher Sportler mit Recht stolz sein konnten. Nach über 40 Jahren und regelmäßiger Pflege seitens des Vereins, findet man heute den Platz immer noch in einem sehr guten Zustand vor.


Vom 19. Bis 22. Juni 1970 fanden die Feiern zur Sportplatzeinweihung statt. Ein großes Festzelt war zu diesem Zweck aufgebaut. Die berühmte Tanz- und Unterhaltungskapelle, die „Kornkammer-Buam“, umrahmten die Feier und der Fußball bot über diese Tage besten Sport. Erstmals wurden bei dieser Gelegenheit um den „Adam-Büchler-Gedächtnispokal“ gespielt, der hier wie auch im Jahr später als Wanderpokal vom SV Beerfelden gewonnen wurde.

Reinhard Naas, der seit 1966 Vereinsvorsitzender war, hatte mit dem Bau des Sportplatzes 1968/69 einen zweiten Höhepunkt gesetzt.

Derartige Leistungen waren und sind aber nur möglich, wenn auch die Mitglieder des Vereins am gleichen Strang ziehen und sich in selbstloser Weise für die Gemeinschaft einsetzen.

Um die Kosten bei Festveranstaltungen möglichst niedrig zu halten, hatten sich die Mitglieder ein eigenes großes Festzelt in Selbsthilfe gebaut, das auch an befreundete Vereine ausgeliehen werden konnte. Wenn auch die Veranstaltungen und Turniere ein schönes Stück Geld brachten, so waren doch auch die Unterhaltskosten für die Sporthalle und den Sportplatz recht hoch.

Im Jahre 1976 konnte sich der Verein eine Flutlichtanlage leisten, die auch in den Herbst- und Wintermonaten ein abendliches Training im Freien erlaubte.  Daneben konnte in diesem Jahr zum Sportplatz weitere 18500 qm Gelände für einen Trainingsplatz angekauft werden. Obwohl die Mitglieder des Vereins tausende von unentgeltlichen Arbeitsstunden leisteten, blieb doch eine immense finanzielle Belastung am Verein hängen.

Die Sporthalle, die im Jahre 1953 erbaut wurde und seiner Zeit eine der schönsten, größten und modernsten im weiten Umkreis war, genügte jetzt, 25 Jahre später, den gestiegenen Erfordernissen eines modernen Sportbetriebes nicht mehr. Zu dem war es erforderlich geworden, auf dem Sportplatz neben Dusch- und Umkleideräumen ein neues Heim für die sporttreibende Jugend und für gesellige Veranstaltungen zu schaffen.

Die Sporthalle konnte als Fabrikationsstätte an einen hiesigen Betrieb verpachtet werden und dem Verein so weiterhin zu den dringend erforderlichen Einnahmen verhelfen. Später wurde sie verkauft und ist heute nach dem Umbau als Dorfgemeinschaftshaus auch das Zuhause der Feuerwehr und des Gesangsvereins.
In den Jahren 1977und 78 wurde dann eine große und gut erhaltene Holzbaracke von der Firma BBC Eberbach auf Abbruch angekauft und auf dem Sportgelände aufgestellt. Am 24. März 1979 konnte schon die Einweihung erfolgen. So hatte sich der Verein ein kleines eigenes Sportzentrum geschaffen, das sich sehen lassen konnte und zur damaligen Zeit allen Erfordernissen eines modernen Sportbetriebes gerecht wurde. Darüber hinaus bot sie den Mitgliedern des Vereins eine Heimstätte. Das daneben noch die Zufahrt zum Sportplatz verbreitert, Wasserleitungen und Kanal verlegt wurde, sei nur am Rande erwähnt.

Auf dem Sportplatz aufgestellte Holzbaracke der Fa. BBC im Jahr 1978

Mit den Jahren wurde die Bausubstanz von dem komplett aus Holz bestehenden Vereinsheim zunehmend schlechter. Erste Undichtigkeiten am Dach beschleunigten diesen Prozess und tragende Elemente wurden in Mitleidenschaft gezogen. Dies veranlasste den Vorstand unter dem Vorsitzenden Karl-Heinz Flick über geeignete Maßnahmen nachzu-denken. So entschloss man sich zu einem Neubau und reichte am 07.01.1991 einen Bauantrag ein. Neben der Unterstützung seitens der öffentlichen Hand und dem hessischen Fußballverband, musste der Verein etwa 2/3 der geschätzten Bausumme von 550.000 DM selbst aufbringen. Daraufhin verkaufte man die vereinseigene Sporthalle an einen örtlichen Unternehmer sowie den dazugehörigen Parkplatz an die Stadt Beerfelden. So begann man bereits im Winter 1990/91 mit dem Bau des neuen Daches über das vorhandene Gebäude um einen weiteren Verfall vorzubeugen. Am 01.08.1991 erhielt man schließlich die Baugenehmigung. Um den Sportbetrieb nicht zu unterbrechen, wurden zunächst die Außenwände und den hintere Teil mit den Umkleidekabinen fertig gestellt. Danach folgte der Wirtschaftsraum.
Dank des 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Flick und den vielen freiwilligen Helfern, konnte am 09.10.1993 die Einweihung gefeiert werden. So entstand in annähernd 20.000 Arbeitsstunden das Sportheim in der heutigen Form mit knapp 300 Quadratmeter Nutzfläche.
 

Neubau Sportheim im Jahr 1993

In den folgenden Jahren stand die Reduzierung der finanziellen Belastung durch den Neubau im Vordergrund.
Ende der 90er musste man teilweise das Training in den Wintermonaten nach Beerfelden auf die dortigen Hartplätze verlegen. Grund hierfür war der schlechte Zustand des eigenen Trainingsplatzes, der bei länger anhaltendem Regen Unterwasser stand. Auch nachträglich eingebrachte Drainage änderte an diesem Zustand nichts. Im Oktober 2003 war es dann soweit. Die Hälfte des Trainingsplatzes wurde durch Eigenleistung und der Unterstützung seitens der Stadt Beerfelden und dem Landessportbund, in einen Hartplatz mit entsprechender Drainage umgewandelt.

Heute steht neben dem sportlichen Betrieb die Pflege des Vereinsheims und der Spielstätte im Vordergrund.
So legte man 2008 einen Gang um den Keller an, um diesen trocken zu legen. Der Erdaushub wurde zum Gestalten des Spielplatzes verwendet.

Die letzte bauliche Veränderung wurde bis dato 2010 vorgenommen. Zum Schutz vor Regen am Sportfest wurde der Vorbau am Sportheim verlängert.